Gemeinde Langenwolschendorf

Ausblick vom Turm in Langenwolschendorf
© M. Lautenschläger-Keim

Vorstellung

Alles Linde ...

Ein Dorf mit Zukunft – so kann man den 3250 Meter langgestreckten Ort, den Chronist Siegfried Müller selbst ausmaß, wohl nennen. Die meisten nehmen eilig die Bundesstraße B94 wahr, die mitten durch den Ort von Zeulenroda nach Schleiz führt, nicht aber die vielen sehenswerten Dinge, die abseits der Hauptstraße liegen. „Viel Neues gebaut wurde im Ort nicht. Uns war es immer wichtig, die alte Bausubstanz einer neuen Nutzung zuzuführen“, wie Bürgermeister Gisbert Voigt bei einem Rundgang durch den Ort betont.

Beispielsweise das Kreuzgewölbe des Kammergutes, das von den Bürgern für die verschiedensten Anlässe genutzt werden kann. Die Räumlichkeit beherbergt auch ein wunderschönes Ölgemälde des Krölpaer Künstlers Gottfried Karl, das die historische Linde und das dörfliche Leben anschaulich darstellt. „Schließlich dreht sich in unserem Dorf alles um die Linde“, sagt das Gemeindeoberhaupt lächelnd. Zwar wurde der Baum, der im Jahre 1650 gepflanzt wurde, 1985 anlässlich der 650-Jahr-Feier durch eine Neupflanzung an gleichem Ort ersetzt, trotzdem dreht sich in „Lawo“, wie der Ort liebevoll genannt wird, alles um diesen Baum.

So gibt es die „Lindenblätter“, die akribisch die Heimatgeschichte publizieren; die Lindentorte, das Linden-Stullenbrett und sogar den „Lindensong“. Dass das Wappen des Dorfes ebenfalls eine Linde ziert, dürfte nur den Kreis schließen. Das Vereinsleben wird im Ort ganz groß geschrieben; so gibt es neben dem Feuerwehrverein e.V., dem auch die Feuerwehr-Historiker angeschlossen sind, den Kleingartenverein e.V. , die Lawo-Kickers e.V., den Lindenclub e.V., die Sportgemeinschaft e.V. und den rührigen Heimatverein „Lindenfreunde“ e.V.. Nicht zu vergessen den „Lindenchor“, der in der Alten Dorfschule seinen Probenraum hat. Auch der Zusammenhalt der Einwohner sei in der 900-Seelen-Gemeinde sehr gut, wie Gisbert Voigt betont.

Das repräsentative Schulgebäude, gebaut im Jahr 1908, steht auf dem Schulberg und prägt gemeinsam mit der daneben stehenden Kirche die unverwechselbare Silhouette des Ortes. In ihrer fast 100-jährigen Geschichte – leider wurde die Einrichtung im Jahr 2006 geschlossen – bekamen mehrere Generationen in diesem Gebäude ihr Grundwissen fürs Leben vermittelt. „Zu jeder Zeit erfüllte die Langenwolschendorfer Schule ihren Bestimmungszweck. Sie überwand erfolgreich die Kaiserzeit und auch den Kohlrübenwinter nach dem 1. Weltkrieg; die Jahre der Weltwirtschaftskrise und das Tausendjährige Reich; bewältigte die explosionsartige Zunahme der Schülerzahlen durch Flüchtlinge und Umsiedler nach 1945, den über Jahre erforderlichen Unterricht in Behelfsräumen, bewährte sich als Zentralschule und nach späteren Erweiterungsbauten als zehnklassige Polytechnische Oberschule „Georg Ewald“ im Schulsystem der DDR, überstand die deutsche Wiedervereinigung und die umfangreichen kostenintensiven Sanierungs-und Modernisierungsarbeiten in der Nach-Wende-Zeit“, schrieb Chronist Siegfried Müller in den „Lindenblättern“ 1999.

Heute ist das Jugendstilgebäude Domizil für das Schulmuseum, das in beeindruckender Weise Geschichtliches bewahrt und präsentiert. Etwa ein Klassenzimmer, das dem Jahr 1914 nachempfunden wurde und eines aus DDR-Zeiten. Wertvolle Schriften, Literatur und vieles mehr bereichern das Ausgestellte – „auch ein Schulheft aus dem Jahr 1756 und die Klassenfotos aller 100 Jahrgänge“, wie Gisbert Voigt stolz sagt. Viele Langenwolschendorfer haben Material zur Verfügung gestellt. Der Heimatverein ist seit zwei Jahren damit beschäftigt, auch weitere geschichtlich relevante Dinge zu bewahren, zu präsentieren und das Wissen somit kommenden Generationen zu vermitteln. So entsteht in ehrenamtlicher Arbeit etwa eine „Konsum-Verkaufsstelle“ oder eine „Bäckerei“.

Viel Interessantes gibt es im und um den Ort auch für Naturinteressierte zu sehen. Engagierte Naturschützer bemühen sich, dass es den Menschen, Tieren und Pflanzen hier gut geht. Drei ausgeschilderte Rundwanderwege laden zum Spazierengehen ein: Der Sonnenrundweg mit einer Länge von 2,6 Kilometern,  der Quellenrundgang mit 4,4 Kilometern und der Wanderweg zur „Schönen Höhe“ zum neuen Aussichtsturm mit einer Länge von 3,2 Kilometern.

Interessante Stationen auf diesen Wegen sind beispielsweise die drei Artenschutztürme, die Waldquelle,das sogenannte „Lusthaus“, die historische Milchrampe oder der mit viel Liebe angelegte Fledermaus-Erlebnisgarten. „Hier sollen großen und kleinen Besuchern die einheimischen Fledermäuse näher gebracht werden“, erklärt Gisbert Voigt. In die 2016 errichtete Anlage sind ein Fledermausstollen und ein Detektor, der die Ultraschallrufe der Fledermäuse hörbar macht, integriert. Zudem gibt es ein Fledermaus-Klassenzimmer und eine Kletterlandschaft. „Die Zukunft steckt im Nachwuchs“, zeigt sich das Gemeindeoberhaupt überzeugt und verweist auf den gleich nebenan liegenden Kindergarten „Spatzennest.“ Auch dem Sport wird in Lawo ein großer Stellenwert beigemessen, wobei der Ort vor allem als „Radball-Hochburg“ gilt.  Viel gebe es noch über den Ort zu berichten: Etwa, dass das „Heidelbeerfest“ und das „Lindenfest“ stattfindet oder dass seit vielen Jahren im Pfarrgarten ein Kindercamp stattfindet.  Fazit: Vielleicht sollte man beim Passieren des Ortes einmal den Blick auf Dinge außerhalb der Bundesstraße lenken. Ein Besuch in Langenwolschendorf lohnt sich auf jeden Fall.